Dies academicus: Transformatio – Der neue Mensch

Transformatio – Der neue Mensch

Dies academicus

am Freitag, 20. Mai 2022
von 8.00 Uhr bis 21.00 Uhr

in der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster,

Kapuzinerstr. 27, 48149 Münster

Veränderung, Umkehr, Konversion, Wachstum und Reifung – all diese Prozesse im Bereich von Glauben und Spiritualität finden ihr Zentrum im Begriff der transformatio. Transformatio meint die fortwährende Umformung eines Menschen, der antwortet auf den Ruf des menschgewordenen Gottes Jesus Christus und dadurch zu einem neuen Menschen wird. Diese Umformung verwirklicht sich in engagierten und verantworteten Beziehungen zur Welt, zum Mitmenschen und zu sich selbst. Welche Gestalten und Ausprägungen kennt die tranformatio – angefangen bei den biblischen Beispielen der Nachfolge Christi über die in der Mystik beschriebenen Wandlungen bis hin zu Transformationsprozessen klassischer Ordenscharismen und den Phänomenen der „transformativen Spiritualitätsbewegung“ und der „transformativen Lebenshilfe“ in der Gegenwart?

Wir laden dazu ein, im Rahmen des diesjährigen Dies academicus einen Begriff zu erkunden, der wie kaum ein anderer die Suchbewegungen, Umbrüche und den Gestaltwandel des religiösen und kulturellen Lebens der Gegenwart zusammenfasst.

Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie hier.

Die Veranstaltung findet in Präsenz statt. Es gelten die aktuellen Coronabestimmungen.

Bitte melden Sie sich bei sekretariat[at]pth-muenster.de an.

Der Abendvortrag wird bei Zoom gestreamt. Den Link finden Sie hier.

Tagungsprogramm (Änderungen vorbehalten)

8.00 Uhr Heilige Messe im Kapuzinerkloster
9.00 Uhr Transformation und Nachfolge Jesu
Biblische und glaubensgeschichtliche Sondierungen
Wer Christus nachfolgt, lässt sich auf eine wahrhaft „große Transformation“ (U. Schneidewind) ein, wird ein „anderer Mensch“ – und findet darin zu sich. Entscheidend ist, Christus, den „neuen Menschen“, als das Woraufhin der Transformation in den Wechselfällen des Lebens im Blick zu behalten. Menschen der Bibel und der Glaubensgeschichte bieten dafür Orientierung.
Dr. Christoph Benke, geb. 1956, Priester der ED Wien, Pfarrseelsorge, Studentenseelsorge. Promotion und Habilitation in dogmatischer Theologie. Seit 2013 Schriftleiter von GEIST & LEBEN (Zeitschrift für christliche Spiritualität).
anschl. Kaffeepause
11.00 Uhr Transformation und Mystik
Unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrung der Teresa von Ávila und des Johannes vom Kreuz
Für die christliche Anthropologie, wie sie das Zweite Vatikanische Konzil in „Gaudium et spes“ deutlich zur Sprache gebracht, trägt der Mensch in sich eine „göttliche Berufung“. Die mystische Erfahrung ist ein Weg zur „Christusförmigkeit“ als Ausdruck dieser Berufung: „Wer sich an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm“ (1Kor 6,17)“. Der so „verwandelte“ Mensch wird zum Mitarbeiter an der Transformation bzw. Christusförmigkeit der Welt und der Kirche. So ist die mystische Erfahrung immer missionarisch – auch in der Kontemplation.
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Mariano Delgado, geb. 1955, ord. Professor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte und Direktor des Instituts für das Studium der Religionen und den interreligiösen Dialog an der Universität Freiburg/Schweiz; Schriftleiter der Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft (ZMR); Leiter der Sektion Religionswissenschaft, Religionsgeschichte, Ethnologie in der Görres-Gesellschaft; Dekan der Klasse VII (Weltreligionen) in der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.
12.30 Uhr Mittagessen
14.30 Uhr Kaffeepause
15:00 Uhr Vom Großen im Kleinen
Ein Transformationsprozess in einer Ordensgemeinschaft – Erfahrungsbericht einer Begleiterin
Ein Studentenwohnheim, das über 100 Jahre lang von Franziskanerinnen geprägt wurde, entwickelt ein neues Konzept. Ein ergebnisoffener Entwicklungsprozess zwischen Ordensfrauen, Bischofsvikar, Studierenden, Künstler, Architekt und externen Expert*innen. Der franziskanische Geist begegnet der modernen Lebenswelt der jungen Erwachsenen – und blitzt in einer neuen Weise auf, die zunächst keiner der Protagonisten erwartet hätte. Die Erfahrung wirkt in die Ordensgemeinschaft als Ganze hinein. Und kann Hinweise geben auf grundlegende Dynamiken von Transformation.
Sabine Rhein, Studium der Sozialpädagogik, Fortbildungen u.a. in Theologie, geistlicher Einzelbegleitung, geistlicher Prozessbegleitung von Gruppen & Gremien, Systemik, Biografiearbeit und Theaterpädagogik – und stark geprägt von der lebendigen Kirche Nordostbrasiliens. Tätigkeiten als Dekanatsjugendreferentin, Diözesanreferentin für Junge Erwachsene und – derzeit – mit zwei Teilstellen Referentin für die Entwicklung von Orden/ kommunitären Lebensformen und pädagogische Leitung eines Studentenwohnheims.
anschl. Kaffeepause
16.30 Uhr Spirituelle Lebenshilfe-Angebote als Herausforderung für die Seelsorge
Spirituell begründete Beratungs- und Therapie-Angebote haben sich neben wissenschaftlich begründeten Verfahren in den letzten Jahren fest etabliert. Exemplarisch werden drei spirituelle Ausbildungen im Coaching, integraler Medizin und psychedelisch erweiterter Psychotherapie mit ihren Chancen und Risiken vorgestellt. Welche Impulse kann die christliche Seelsorge davon aufnehmen, worin unterscheidet sie sich? Und wie können klassische Seelsorge-Angebote modifiziert werden, um als Teil der öffentlichen Gesundheitsversorgung der Gesundheit zu dienen?
Dr. Michael Utsch ist Dipl.-Psychologe. Er arbeitet bei der Ev. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (ezw) und als niedergelassener Psychotherapeut in Berlin sowie als Honorarprofessor an der Ev. Hochschule Tabor in Marburg und anderen Universitäten.
18.00 Uhr Abendessen
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19.30 Uhr Actus academicus mit öffentlichem Abendvortrag:

Krise und Transformation: eine zugleich spirituelle und politische Herausforderung

In Kirche wie Gesellschaft sind wir derzeit mit Krisen konfrontiert, die in tiefgreifende und konfliktreiche Transformationsprozesse führen. Es besteht die Gefahr, diesen auszuweichen oder ihnen mit gewalttägigen Handlungsstrategien zu begegnen, die Gesellschaft und Kirche spalten. Demgegenüber soll Transformation einen Prozess bezeichnen, in dem die spirituelle und politische Dimension eng ineinander greifen. „Transformation“ lässt sich nicht „machen“, aber sie geschieht auch nicht ohne uns, sondern muss responsiv, dialogisch und kooperativ gestaltet werden. Dies betrifft in einer ganzheitlichen Weise die persönliche, kulturelle und strukturelle Dimension des (Zusammen-)Lebens. Die nötige sozio-ökologische Umkehr der Gesellschaft und die synodale Erneuerung der Kirche gehören dabei eng zusammen. Papst Franziskus macht dies programmatisch deutlich.
Martin Kirschner ist Professor für Theologie in Transformationsprozessen der Gegenwart an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und leitet das dortige KU Zentrum Religion, Kirche, Gesellschaft im Wandel. Er ist ständiger Diakon in Tübingen.
Musikalische Gestaltung: The Scarlet Scallywags