Gerade ist die Publikation zum letztjährigen Dies Academicus der PTH im Aschendorff Verlag erschienen: „Weisheit. Spiritualität für den Menschen“, herausgegeben von Prof. Dr. Thomas Möllenbeck und PTH-Rektor Prof. P. Dr. Ludger Schulte OFMCap.
Weisheit – ein großes Wort in der Geschichte der Kulturen und Völker. Ein anziehendes Wort auch in unseren Tagen. Mit der Weisheit scheint die Fähigkeit verbunden zu sein, sich nicht in Teilbereichen und Expertokratien zu verlieren, sondern sich auf das Leben als Ganzes zu beziehen und gut zu handeln.
Weisheit mag selten, der Weise noch seltener sein. Wenn Weisheit jedoch aufscheint, dann wird mit ihr geistige Stärke und Gelassenheit, Einklang und Stimmigkeit in der Lebensführung verbunden, ja ein Handeln, das andere stärkt und sie aufrichtet. Nicht die Intelligenz oder sein umfangreiches Wissen, noch seine Verstandesschärfe machen einen Menschen weise, so die Traditionen vieler Völker. Sie ist jedem zugänglich unabhängig von Herkunft, Beruf und Bildungsgrad.
Was ist sie? Sie scheint nicht so sehr Richtigkeitswissen, sondern Richtungswissen und Wichtigkeitswissen zu sein. Erhebt sie sich über die Leidenschaften, über die gesellschaftlichen Dringlichkeiten und über die Vielfalt der Auffassungen, so die klassische Sicht des stoischen Weisen?
Spätestens seit der Neuzeit soll die Wissenschaft das letzte Wort haben, nicht die Weisheit. Dies selbst in der Philosophie, die sich als „Liebe zur Weisheit“ ihren Weg bahnte. G. W. F. Hegel hat dafür die berühmte Parole ausgegeben, dass die Philosophie „ihren Namen der Liebe zum Wissen ablegen“ und „wirkliches Wissen“ – „Wissenschaft“ – werden solle. Am Beginn des 20. Jahrhunderts hat E. Husserl sekundiert: „Die Wissenschaft hat gesprochen, die Weisheit hat von nun ab zu lernen.“
Können wir diesem Satz noch folgen oder brauchen wir eine lebensnotwendige Kehre am Beginn des 21. Jahrhunderts?
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