Der diesjährige Dies Academicus fand am 8. Dezember 2017 statt und widmete sich dem Thema „Kunst und Spiritualität“.
Im ersten Vortrag „Filmästhetik und Spiritualität“ wandte sich Prof. Dr. Reinhold Zwick von der WWU Münster der Frage zu, wie im Spielfilm über filmästhetische Ansätze die Dimension des Spirituellen erreicht und damit möglicherweise auch das Kino – als der bevorzugte Rezeptionsort für ein konzentriertes Wahrnehmen – zu einem Raum religiöser Erfahrung werden kann. Dazu wurden verschiedene Zugangswege vorgestellt und vergleichend diskutiert: von Formen des kontemplativen Films über Versuche einer Evokation des Erhabenen bis hin zum Setzen darauf, dass sich allein über einen spezifisch gestimmten Blick auf das Alltägliche ein Mehr an Wirklichkeit entbergen lässt.
Anschließend eröffnete Prof. Dr. Claudia Gärtner von der TU Dortmund unter dem Titel „Zeitgenössische Kunst als Quelle von (christlicher) Spiritualität?“ ästhetische und empirische Zugänge zum Tagesthema. Bildern wird spätestens seit Gregor dem Großen eine spirituelle Funktion zugewiesen. Doch inwiefern gilt dies auch für zeitgenössische Kunst mit ihrem Autonomieanspruch?, so fragte sie. Anhand von ausgewählten Kunstwerken und empirischen Erkundungen zu Kunst im Kirchenraum wurde in dem Vortrag das Potenzial von zeitgenössischer Kunst für (christliche) Spiritualität diskutiert.
Nach der Mittagspause referierte Dr. Johannes Rauchenberger, Universität Graz, zum Thema: „Das ‚Alte‘ kreativ weiterdenken: Zur Bildtheologie von Alex Stock“. Ist die von Alex Stock geförderte „Bildtheologie“ schon richtig verstanden, wenn sie als Reaktion auf den Bildersturm der Sechsigerjahre einordnet?, so fragte er. Müssen die Vertreter des solo verbo mit der Kunst fremdeln, wenn Jesus Christus „das Bild des unsichtbaren Gottes“ ist? Wenn die Kunst einst verhindert hat, dass die akademische Theologie zum Museum Gottes wurde; wurde er dann am Ende nicht doch – zusammen mit ihr – in die Museen verbannt? Kann Kunst heute helfen, die Theologie aufleben zu lassen?
Den Abschluss des Dies academicus setzte Prof. Dr. Josef Meyer zu Schlochtern von der Theologischen Fakultät Paderborn mit seinem Vortrag: „Und lass mich sehn Dein Bilde… Impulse zur Christusfrömmigkeit in der Gegenwartskunst?“ Die geistliche Betrachtung von Christusbildern hat die Frömmigkeit in der Vergangenheit stark geprägt. In den letzten Generationen ist diese Frömmigkeitspraxis zurückgegangen, manche Christusbilder sind zur Belanglosigkeit abgeflacht. Der Vortrag befragte einige Christusbilder der Gegenwart auf ihren geistlichen Gehalt.
Der Tag schloss mit dem Actus academicus. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Jan-Heiner Tück, Universität Wien: „Verborgene Gegenwart. Der Hymnus Adoro te devote: Zur poetischen Verdichtung der Eucharistietheologie bei Thomas von Aquin“. Gabe, Gegenwart und Wandlung sind zentrale Begriffe des eucharistietheologischen Denkens. Thomas von Aquin hat nicht nur Reflexionen zur Realpräsenz Christi in der Eucharistie und zur Transsubstantiation der Gaben von Brot und Wein vorgelegt, sondern auch Hymnen geschrieben, in denen er das Wesentliche poetisch verdichtet hat. Der wohl schönste ist der Hymnus Adoro te devote, den Prof. Tück in seinem Vortrag deutete und auf seine theologische Gegenwartsrelevanz hin befragte.