Die Ehe zwischen Christen ist nach katholischer Lesart ein Sakrament. Soweit, so gut. Doch zu beschreiben, worin das theologische Spezifikum dieser Verbindung zweier Menschen liegt, fällt schwer: zum einen, weil Theologie, Liturgie und Recht der Ehe(-schließung) durchaus verschiedene, ungleichzeitige und teilweise inkompatible Entwicklungen genommen haben. Zum anderen wächst die Vielfalt gelebter Beziehungswirklichkeiten in unserem sozio-kulturellen Kontext immer mehr an.
Auch vor diesem Hintergrund wird die Sakramentalität der Ehe meist anlässlich von Konflikten thematisiert: Man debattiert über gescheiterte Ehen und mögliche kirchen- und arbeitsrechtliche Konsequenzen, über das Verhältnis von ziviler und sakramentaler Eheschließung, über die Herausforderung der Ehetheologie durch die Einführung der Zivilehe für homosexuelle Paare und Vieles mehr. Angesichts dessen braucht es neue theologische Perspektiven, denn: Es reicht sicherlich nicht mehr aus, einfach die Sakramentalität der Ehe mit ihrer Unauflöslichkeit gleichzusetzen, oder althergebrachte sakramententheologische Standardantworten aus der Theologiegeschichte zu bemühen.
Ein Studientag am 02. Juli hat sich deshalb an der Universität Erfurt der interdisziplinären Vergewisserung einer Theologie der Ehe gewidmet, die liturgisch, dogmatisch, seelsorglich und kirchenrechtlich tragfähig ist. Er hat im Anschluss an den Festakt zum 40jährigen Jubiläum des Interdiözesanen Offizialats für das Gebiet der ostdeutschen Bundesländer im Bildungshaus St. Ursula stattgefunden. Zahlreiche Studierende, Fachvertreter/innen und Praktiker/innen sowie Interessierte aus Theologie, Pastoral, Familien- und Eheberatung, Ordinariaten und Offizialaten haben teilgenommen.
Prof. Stephan Winter hat einen der Hauptvorträge zum Thema „Wie viel Segen darf’s denn sein? Liturgietheologische Überlegungen zur rituellen Begleitung von Paarbeziehungen“ beigesteuert. Als Referent(inn)en wirkten außerdem mit: Julia Knop (EF), Gabriele Zieroff (R), Michael Seewald (MS), Hans-Joachim Sander (Salzburg), Tobias Gremler (EF), Myriam Wijlens (EF).
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