Die Idee
Jedes Jahr wird im Dezember an der PTH der Dies Academicus begannen. Einen ganzen Tag widmen sich verschiedene Wissenschaftler der PTH, aber auch eingeladene Experten von außerhalb, der Theologie der Spiritualität unter verschiedenen Vorzeichen. Seit 2015 findet im Anschluss an den Dies Academicus auch der Actus Academicus statt, bei dem die PTH im formellem Rahmen ihre Absolventen ehrt, neue Professoren einführt und Ehrungen vornimmt.
Dies academicus 2022
Achtung!
Von einer elementaren Haltung gegenüber den Menschen und Gott
Dies academicus
am Donnerstag, 8. Dezember 2022
von 8.00 Uhr bis 21.00 Uhr
in der Philosophisch-Theologischen Hochschule Münster,
Kapuzinerstr. 27, 48149 Münster
Diskriminierungen, shit storms, woke und cancel culture … – in Zeiten, in denen die gesellschaftlichen Risse größer und die Formen des Umgangs rauher werden, erscheint der Ruf nach Achtung und Respekt vor dem anderen als Erinnerung an eine elementare Haltung menschlichen Miteinanders. Worin liegen die Gründe für das Abnehmen gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung? Und was bedeutet es eigentlich, Achtung vor dem anderen zu haben und einzuklagen? Wo beginnt umgekehrt die Respektlosigkeit? Wie läßt sich auf allen Ebenen der Gesellschaft wieder Respekt lernen? Wie verändert sich das Selbstwertgefühl von Menschen, die niemand respektiert, wenn andere ihnen Respekt zollen? Und wie lassen sich Respekt und Achtung begründet: human, religiös, spirituell? Haben sie nur eine soziale Dimension, oder weisen sie zurück auf die Haltung des Menschen vor Gott?
Wir laden dazu ein, im Rahmen des diesjährigen Dies academicus einen Begriff zu erkunden, der eine elementare Haltung gegenüber den Menschen wie Gott benennt.
Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie hier.
Die Veranstaltung findet in Präsenz statt. Es gelten die aktuellen Coronabestimmungen.
Bitte melden Sie sich bei anmeldung[at]pth-muenster.de an.
Tagungsprogramm (Änderungen vorbehalten)
8.00 Uhr | Heilige Messe im Kapuzinerkloster |
9.00 Uhr | Gottes Bild und Gleichnis Das Menschenbild der Alten Kirche – ein Potenzial für heute? |
Prof. Dr. Manuel Schlögl, geb. 1979, Studium der kath. Theologie in Passau und Münster, 2005 Priesterweihe, 2012 Promotion an der Universität Münster, 2021 Habilitation an der Universität Wien, seit 2022 Inhaber des Lehrstuhls für Dogmatik und ökumenischer Dialog an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie. | |
anschl. | Kaffeepause |
11.00 Uhr | Homo sapiens oder Homo deus? Über die Grenzen des Menschlichen |
Prof. Dr. Thomas Brose, geb. 1962, Studium der kath. Theologie, Philosophie unf Geschichte in Erfurt, Berlin und Oxford, Bildungsreferent der Katholischen Hochschulgemeinde Berlin, Koordinator für Religion und Wertorientierung bei der Konrad-Adenauer-Stiftung; Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste; Koordinator des Projektes „Konfession-Bildung-Politik“ am Lehrstuhl für Fundamentaltheologie und Religionswissenschaft an der Universität Erfurt; seit 2018 Professor für Philosophie an der Philosophischen Affiliation der Päpstlichen Universität Gregoriana in Berlin. | |
12.30 Uhr | Mittagessen |
14.30 Uhr | Kaffeepause |
15:00 Uhr | „Geh und handle genauso!“ Erfahrungen von Respekt und Achtung am Rand der Gesellschaft |
P. Oliver Potschien OPraem, Berufsausbildungen zum Krankenpfleger, Lehr- und Rettungsassistenten und Ordensgeistlichen; Studium der Theologie (kirchl. Abschluß), des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialmanagements mit dem Schwerpunkt Soziale Arbeit (B.A.) und der Pädagogik (B.Edu.); Weiterbildungen u.a. in systemischer Beratung, Traumapädagogik und Notfallseelsorge; Gründer und Leiter des sozialpastoralen Zentrums “Petershof” in Duisburg Marxloh. | |
anschl. | Kaffeepause |
16.30 Uhr | Achtung! Von einer elementaren Haltung gegenüber Gott und den Menschen (Workshop) |
Studierende des Graduiertenkollegs der PTH Münster |
|
18.00 Uhr | Abendessen |
19.30 Uhr | Actus academicus mit öffentlichem Abendvortrag:
Dogmatische Variationen des Respekts |
Dr. Stephan Schaede (Lüneburg), Studium der Theologie und Philosophie in Tübingen, Rom (Gregoriana, Angelicum und Sapientis) und Göttingen, Assistent von Eberhard Jüngel (1991-1998), Direktor der Ev. Akademie Loccum (2010-2021), seit 2021 Regionalbischof für der Sprengel Lüneburg. | |
Musikalische Gestaltung: | The Circle (Vocal-Improvisationen) |
Publikationen
Zu jedem Dies Academicus erscheint im jährlichen Turnus ein Sammelband, in dem die Referenten ihre Vorträge zum Thema veröffentlichen. Der Band wird ergänzt durch Beiträge der Lehrenden der PTH, die sich aus ihrer jeweiligen Fachperspektive mit der Thematik beschäftigen. Somit schärft die Publikation auch das Profil der PTH mit ihrem Schwerpunkt der Theologie der Spiritualität
Frieden. Spiritualität in verunsicherten Zeiten
Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.)
Frieden.
Spiritualität in verunsicherten Zeiten
Aschendorff-Verlag, Münster 2020
Verunsicherung kann heilsam sein; sie kann aber auch zu Zerrissenheit, Angst und Unfrieden führen. Nicht selten dient sie als Entschuldigung für das Ausbleiben von entschiedenem Einsatz oder provoziert panische Reaktionen, wie Ab- und Ausgrenzungen. Sie hat im Menschen viele Facetten: physisch, emotional und intellektuell und verursacht gesellschaftliche Verwerfungen.
Unter dem Titel „Frieden – Spiritualität in verunsicherten Zeiten“ nehmen die Autoren aus der Perspektive ihrer wissenschaftlichen Disziplin die Gegenwart in den Blick. Theologie der Spiritualität, Gesellschafts- und Humanwissenschaften suchen das Gespräch.
Was und wie kann christliche Spiritualität tragfähige Hinweise für eine Lebensführung geben, die sich der prägenden Herausforderung der Gegenwart stellt: „Verunsicherung“.
_________________________________________
Kunst und Spiritualität
Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.)
Präsenz.
Zum Verhältnis von Kunst und Spiritualität
Aschendorff-Verlag, Münster 2019
Geht es der Spiritualität am Ende um Ähnliches wie der Kunst: nicht um Kunst-Stücke, sondern um Präsent-Werden werden von Raumen, Gegenständen und Lebenserfahrungen? Die Wirkung ist nicht statisch, sondern ein Gegenwärtig-Werden von Fragen, Ahnungen, Zusagen, Brüchen und Irritationen, ein neues Verständnis der Gegebenheiten, der einen „anderen Zustand“ mit sich bringt. An diesem Punkt der Transformation gibt es eine tiefe Verwandtschaft zwischen geschenkt-gelungenem, spirituellem Vollzug und der geschenkt-gelungenen Begegnung mit einem Kunstwerk. Wozu hin?
Zur Berührung – durch die äußeren und inneren Sinne?
Zur Öffnung – für die existentielle Wahrheit?
Zum Überschritt – aus der Funktion?
DA-hin. Spiritualität und Kunst, zwei Schulen der Präsenz.
Welche Kunst und welche geistliche Lebenskunst führt in das Wunder der Wahrnehmung, oder anders formuliert, was führt in die Tatsache der Gegenwart, der Präsenz der Dinge, die uns aus- und leer räumt, wie einen Trinkbecher, den man in einen Wasserfall hält, und doch ganz erfüllt? DA.
Die Beiträge dieses Bandes verfolgen Spuren von der Kunst zur Spiritualität und von der Spiritualität zur Kunst.
_______________________________________________________________
Zeugnis
Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.)
Zeugnis.
Zum spirituellen Ursprung und zur Präsenz des Christlichen
Aschendorff-Verlag, Münster 2018
Was und woraufhin glauben wir? Gott erscheint mir zuerst als ein Wesen, an das andere Menschen mehr oder weniger glauben. Gott ist gegeben im Zeugnis der anderen, gewissermaßen innerhalb der Anführungszeichen ihrer Rede von Gott und ihres Verhaltens zu Gott. Die Gestalt ihres Glaubens ist mitentscheidend dafür, wie mir „Gott“ begegnet. Fällt das Zeugnis gänzlich aus, wird es schwierig. „Zeugen“ können mir Gott aber auch verstellen. Das Zeugnis bedarf der Deutung und des klärenden Begriffs, auch des Glaubwürdigkeitsnachweises, sonst verliert es sich in Beliebigkeit, Fanatismus oder Tyrannei. Wie weit muss, wie weit kann die (theologische) „Aufklärung“ des Zeugnisses und der Verkündigung gehen? Wo muss das verkündete Zeugnis stören und verstören in den Geläufigkeiten des Denkens? Wann ist es nicht nur Gegenstand, sondern Widerstand, der zu einem neuen Denken anregt? Wie heute Gott und den Glauben an das Evangelium glaubwürdig bezeugen? Noch weitgehender gefragt: Wie bezeugt sich der Herr „Heute“ selbst? Ist seine Gegenwart spiritueller Ursprung des Christlichen?
Spiritualität und Evangelisation
Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hg.)
Spiritualität.
Auf der Suche nach ihrem Ort in der Theologie
Aschendorff-Verlag, Münster 2017
Ein Zauberwort besonderer Art ist das Wort „Spiritualität“. Damit ist mehr als nur ein Randphänomen berührt. Das Heute könnte möglicherweise als „spirituelles Zeitalter“ in die Geschichte eingehen. Ende der 1970er Jahre noch ein avantgardistischer Szenebegriff alternativer Kreise, ist „Spiritualität“ heute ein soziokultureller Leitbegriff. In ihm bündeln sich Prozesse des gesellschaftlichen Wandels in Bezug auf das Verständnis von Sinn, Werten und Religion. Traditionsgebundene Gotteserfahrungen können mit diesem Wort benannt werden und weniger traditionelle Erfahrungsweisen Gottes bis zu rein säkularen Praxisformen im Raum zeitgenössischer Experimentier- und Suchbewegungen, die „Sinn“ authentisch erfahrbar machen wollen. Spirituelle Sehnsucht kann, muss heute aber nicht heißen: religiöse Sehnsucht. Bei aller Ambivalenz der Phänomene: „Spiritualität“ ist eine Schlüsselkategorie für die Bedeutung von Religion und Sinn in der Spätmoderne.
In diesem Zusammenhang tauchen häufig andere Signalwörter auf: „Glück“, „Weisheit“, „authentisches Leben“ und „Ganzheitlichkeit“. Menschen sind auf der „Reise nach sich selbst“, suchen in einer mobilen, flexiblen, auf Effizienz getrimmten Gesellschaft nach „Verzauberung“ in Abenteuer und Erlebnis, sie verlangen nach „Heilung“, „Festigkeit“ und „Orientierungswissen“, nach „wirklicher Gemeinschaft“ und „Verbundenheit“. Ist das als „esoterisch“ zu belächeln? Ist es nur religionssoziologisch zu vermessen, zu analysieren und zu etikettieren? Verweigert die Theologie den substantiellen Dialog? Kennt sie den Reichtum der christlichen spirituellen Tradition, um ihn ins Spiel zu bringen? Hilft sie unterscheiden und stärken? Ist sie von ihrem ganzen Denkgestus noch genügend „spiritualitätssensibel“ bei ihrer Sache? Ein nicht geringer Grund für den oft beklagten Relevanzverlust der Theo-logie liegt hier.
Die PTH Münster in Trägerschaft der Deutschen Kapuzinerprovinz hat die „Theologie der Spiritualität“ zum theologischen Arbeitsschwerpunkt gemacht. Das ist nicht nur eine Fachbereichsbezeichnung, sondern die Herausforderung an alle Dozierenden, sich aus der Perspektive ihrer Disziplin dem Thema „Spiritualität“ zu stellen und grundsätzlich nach ihrem Ort in der Theologie zu suchen.
Das Ergebnis liegt nun in Buchform vor, bereichert durch Beiträge, mit denen inspirierende Gäste beim Dies academicus der PTH am 8. Dezember 2015 die theologische Auseinandersetzung mit Spiritualität beflügelt haben.
Armut
Thomas Möllenbeck / Ludger Schulte (Hgg.)
Armut
Zur Geschichte und Aktualität eines christlichen Ideals
Aschendorff Verlag Münster 2015, kartoniert., € 24,80, ISBN 978-3-402-13137-4
Im Jahr 2015 feierten die Kapuziner das Privileg, das ihnen vor 400 Jahren in Münster gewährt wurde:
Es wurde ihnen erlaubt, in der Stadt zu ‚betteln und zu predigen‘. Dies überhaupt zu wollen und die
Erlaubnis dazu ein ‚Privileg‘ zu nennen, erscheint auch heute nicht selbstverständlich. Daher wurde am 8. Dezember 2014 ein Symposium der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Münster im Vorlauf zum traditionellen Actus Academicus abgehalten, mit dem Titel „Betteln und Predigen. Wie arm soll die Kirche sein?“ Der Band dokumentiert die Vorträge des Symposiums sowie weitere Beiträge von Lehrenden der PTH.